Modul 4: Leihst du noch oder sparst du schon? Finanzdienstleistungen, Banken und Kredite

Baustein 3: Die Rente ist ja noch weit weg? Altersvorsorge!

Zielgruppe: Sek. I, Klasse 9-10

Dauer: Je nach Umfang der ausgesuchten Aufgaben 90 – 225 Minuten

Materialien, Methoden: Handout, Aufgabensammlung, Zeitungszitate; Gruppen- oder Einzelarbeit, Referat / Vortrag, Präsentation und Diskussion im Klassenplenum. Die Aufgaben 2 – 3 und 5 – 6 eignen sich gut als Hausaufgabe. Eine Aufgabe hat Bezug zur Ausbildungswahl. Die Aufgabe 8 ist aufwändig und beschäftigt sich mit Bitcoins und dem Unterschied zwischen Geldanlagen und Spekulationsobjekten, sie ist ebenfalls als Hausaufgabe und nur für besonders interessierte SuS geeignet.

Schulfächer: Deutsch, Ethik, Sozialwissenschaften/ Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaft-Arbeit-Technik

Handout

Wer sein erstes eigenes Geld verdient, möchte sich gerne etwas leisten: Endlich kann man einige eigene Wünsche realisieren! Das ist in Ordnung. Trotzdem sollte man sich auch Gedanken dazu machen, für welche Zwecke man Geld zurücklegen, sparen oder anlegen möchte. Da kommen kurzfristige Sparziele in Frage wie zum Beispiel ein Urlaub. Aber auch die Altersvorsorge und Vermögensbildung sind wichtige Themen.

Als Faustregel kann der folgende Stufenplan gelten:

  • Etwa 10% des monatlichen Einkommens sollten gespart und zurückgelegt werden, sobald das möglich ist.
  • Auf dem Girokonto sollte für den laufenden unbaren Zahlungsverkehr immer etwa ein Monatsgehalt liegen, aber auch nicht mehr als das.
  • Wenn möglich, sollte ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto vorhanden sein, auf dem überschüssiges Geld vom Girokonto geparkt wird. Das dient der Finanzierung von unerwarteten finanziellen Engpässen, aber auch kurzfristigen Anschaffungen wie z. B. von Haushaltsgeräten, Reparaturen oder dem nächsten Urlaub.
  • Wenn dann noch weiterer finanzieller Spielraum vorhanden ist, kann für größere Anschaffungen gespart werden, die erst zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden sollen, zum Beispiel für ein Auto. Dazu dient zum Beispiel ein Festgeldkonto.
  • Und wenn dann immer noch weitere finanzielle Spielräume bestehen, sollte man sich um die private Altersvorsorge kümmern.
  • Wenn auch dann noch Geld übrig ist, sollte die Frage nach dem eigenen Vermögensaufbau und den dazu geeigneten  Finanzprodukten gestellt werden, beispielsweise in Form von Investmentfonds, Immobilien oder Aktienfonds.

Die gesetzliche Rentenversicherung ist eine wichtige Säule im deutschen Sozialsicherungssystem und die grundlegende Vorsorge für das Alter. Sie wird durch ein Umlageverfahren finanziert: Wer sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, zahlt von seinem Lohn auch Rentenbeiträge. Diese Beiträge werden –wie auch die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung und die Pflege- sowie Arbeitslosenversicherung- vom Lohn einbehalten und vom Arbeitgeber an die Sozialkassen überwiesen. Dabei zahlt auch der Arbeitgeber einen eigenen Teil dazu.

Aus den Rentenversicherungsbeiträgen werden die Renten der jetzigen Rentner finanziert. Aber daraus erwachsen dem Beschäftigten auch Ansprüche auf eine eigene zukünftige Rente im Alter. Dieses System wird mit dem Begriff „Generationenvertrag“ bezeichnet.

Der Generationenvertrag hat jahrzehntelang gut funktioniert. Seit Anfang der 70’er Jahre hat Deutschland aber ein trauriges Problem: Die Geburtenraten sind seither stark zurückgegangen, gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Menschen und damit die Zeit ihres Rentenbezugs. Dieses Phänomen nennt man den demografischen Wandel. Wenn also künftig immer weniger Beschäftigte mit ihren Beiträgen immer mehr Rentenbezieher finanzieren müssen, sinkt das Rentenniveau, also die Höhe der zu erwartenden Rente.

Die tatsächlich gezahlte Rente hängt von der Höhe der Beiträge ab, die im Laufe der Erwerbsbiografie eingezahlt wurden. Ein durchgehend hoher Verdienst erbringt also im Alter eine höhere Rente als bei niedrigem Verdienst oder längeren Zeiten von Arbeitslosigkeit. Die durchschnittliche gesetzliche Rente beträgt aktuell 1.000,50 € monatlich. Dabei kommen Frauen auf durchschnittlich 881 € und Männer auf durchschnittlich 1.120 € monatlich (Stand 2019, abgerufen 04/2021). In Zukunft dürfte dieses Niveau wohl noch etwas niedriger ausfallen. Grund genug also, sich um eine eigene ergänzende Altersvorsorge zu kümmern.

Dafür kommen vorwiegend drei Möglichkeiten in Frage:

  • Die betriebliche Altersvorsorge („Vermögenswirksame Leistungen“): Hier wird ein Teil des Bruttolohns vom Arbeitgeber einbehalten und für den Arbeitnehmer auf ein Vorsorgeprodukt eingezahlt. Das ergibt steuerliche Vorteile, außerdem muss der Arbeitgeber noch 15 % des Beitrags selbst beisteuern.
  • Riesterrente: Bei diesen Vorsorgeprodukten werden monatlich bestimmte Summen einbezahlt, dazu gewährt der Staat jährlich Zulagen, Steuervorteile und Extraprämien für Kinder.
  • Private Vorsorgeprodukte: Das sind zum Beispiel private Rentenversicherungen, Fondssparpläne oder Sparpläne auf börsennotierte Aktien (Indexfonds).

Der Markt für private Vorsorgeprodukte ist schwer überschaubar. Manche Produkte sind kompliziert und für den Laien kaum verständlich. Umso wichtiger ist es, dass Verbraucher sich aus unabhängigen Quellen informieren und verschiedene Angebote miteinander vergleichen, zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen, der Stiftung Warentest und deren Zeitschrift Finanztest oder im Internet, am besten immer bei verschiedenen Quellen.

Übrigens: Selbstständige müssen für ihr Alter immer komplett selbst vorsorgen. Ihre Einnahmen unterliegen auch nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht.

Vermögensbildung

Für die Vermögensbildung kommen noch andere Anlageformen in Betracht: In Zeiten niedriger Zinsen investieren viele Menschen zum Beispiel in Immobilien. Zum Ansparen auf den Erwerb von Immobilien (Haus, Eigentumswohnung) eignet sich auch ein Bausparvertrag. Auch der Erwerb von Aktien, Aktienfonds, ETFs = börsengehandelte Investmentfonds oder von Gold und Silber kann dem Vermögensaufbau dienen.

Übrigens gibt es auch nachhaltige ETFs, bei denen Aspekte der Ressourcenschonung und Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen oder soziale Aspekte des globalen Wirtschaftens zum Tragen kommen.

Grundsätzlich ist bei der Auswahl des Finanzprodukts immer zu fragen:

  • Wie schnell könnte ich über mein Geld wieder verfügen, wenn ich es brauche?
  • Wie sicher ist die Anlage und wie hoch ist das Risiko, Geld zu verlieren?
  • Wie hoch wird die Rendite sein, das heißt: Wieviel Ertrag wird mein Finanzprodukt bringen?
Dabei sollte auch die Faustregel nie vergessen werden:
Hohe Rendite und hohe Sicherheit sind kaum zusammen zu haben. Anlageprodukte mit hohen Renditen beinhalten in der Regel auch immer ein höheres Risiko. Wer Sicherheit sucht, muss mit einer eher niedrigeren Rendite zufrieden sein.

Aufgabensammlung: Altersvorsorge und Vermögensbildung

Nutze zur Bearbeitung das Handout und ggf. auch eine eigene Recherche im Internet bei verschiedenen Quellen. Notiere deine Ergebnisse auf Extrablättern, benenne dabei alle ggf. genutzten Quellen.

  1. Sparst du zur Zeit auf etwas? Wenn nein: Warum nicht? Wenn ja: Was ist dein Sparziel, was möchtest du kaufen und wie viel kostet das? Warum hast du deinen Wunsch? Wann wirst du dein Sparziel erreicht haben? Welche Probleme könnten bewirken, dass es doch länger dauern könnte, bis dein Sparziel erreicht ist? Wie könnte es schneller gehen?
  2. Recherchiere zum Thema „Gesetzliche Rentenversicherung“: Wie funktioniert sie? Wann und zu welchem Zweck wurde sie eingeführt? Wie war es vor der Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung? Wie hoch ist der aktuelle Rentenversicherungsbeitrag, welcher Prozentsatz vom Lohn wird dazu vom Arbeitgeber an die Sozialkassen abgeführt und muss er selbst auch etwas beisteuern? Fasse die wesentlichen Ergebnisse in Stichworten zusammen, mit denen du einen Vortrag / ein Referat halten kannst.
  3. Was bedeutet der Begriff „Demografischer Wandel“? Suche nach grafischen Darstellungen zu diesem Thema und nutze das Handout. Warum werden in diesem Zusammenhang vielfach die Begriffe „Pillenknick“ und „Vorsorgelücke im Alter“ benutzt? Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel für jetzt junge Menschen? Recherchiere ggf. im Internet. Fasse deine Ergebnisse in einem Artikel für eine Schülerzeitung zusammen und präsentiere dein Ergebnis.
  4. Nico ist 17 Jahre alt, er möchte im nächsten Jahr eine Ausbildung zum Maler und Lackierer beginnen. Seine Mutter hat ihm gesagt, dass er von seinem Ausbildungsgehalt etwas abzweigen und in eine private Rentenversicherung einzahlen soll. Nico findet sich eigentlich viel zu jung, um an die Rente zu denken. Was kannst du Nico raten? Wann sollte man anfangen, für das Alter vorzusorgen und welche Möglichkeiten gibt es dafür? Wie und wo kann Nico sich dazu informieren? Wer kann ihn fachlich gut und unabhängig dazu beraten?
  5. Sammle Informationen zu den folgenden Finanzprodukten. Beschreibe die Finanzprodukte mit deinen eigenen Worten. Welchem Zweck diesen die Produkte? Was kennzeichnet das Produkt? Wie hoch ist der finanzielle Ertrag, also die Rendite? Wie sicher ist das Produkt? Wie schnell kann man an sein Geld kommen, wenn man es braucht (Liquidität)? Notiere dein Antworten in Stichworten.
    • Sparbuch
    • Aktien
    • ETF / börsengehandelte Investmentfonds
    • Festgeldkonto
    • Bausparvertrag
  6. Recherchiere im Internet zu einem Ausbildungsberuf in der Finanzbranche. Beschreibe die Tätigkeit und Aufgaben, den Verdienst und die Spezialisierungs- sowie Weiterbildungsmöglichkeiten im späteren Beruf. Welche Voraussetzungen braucht man für eine erfolgversprechende Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz? Wie lange dauert die Ausbildung? Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung? Würde dich eine solche Ausbildung interessieren? Notiere dir zu allen Fragen Stichworte und präsentiere dem Klassenplenum deine Ergebnisse.
  7. Im „ Spiegel Geld – Das Finanzmagazin“ 01/2021 erklärt die 15-jährige Silvi Kühn:

    „Also, das Wichtigste ist mir schon, dass ich Spaß an meiner späteren Arbeit habe. Ich könnte mir vorstellen, was in der Wirtschaft zu machen. Ich wollte diesen Sommer aber auch ein Schülerpraktikum bei der Polizei machen, das ging leider wegen Corona nicht. Sicher ist: Ich will Familie haben, mindestens zwei Kinder. Und ich will meine Familie ernähren können. Darauf würde ich schon achten und recherchieren, was man in dem Beruf verdienen kann, den ich lernen will.“

    Welche Argumente sind für dich für die Berufswahl wichtig? Würdest du Silvi zustimmen oder bist du anderer Meinung? Woran liegt es, dass –wie im Handout dargestellt- Frauen eine wesentlich niedrigere durchschnittliche Rente bekommen als Männer? Wie ist deine Meinung dazu? Begründe deine Meinung. Erarbeite zu allem einen eigenen Text.

  8. Was sind Kryptowährungen und was unterscheidet sie von unserem alltäglich geläufigen echten Geld? Was ist ein Bitcoin? Wie entstehen Bitcoins? Wie hat sich der Wert des Bitcoins von 2013 bis heute entwickelt? Stimmt es, dass in der Programmierung des Bitcoins vorgegeben ist, dass maximal 21 Millionen Bitcoins produziert werden können und dass davon Stand 03/2021 schon 80 % erzeugt sind? Im „Spiegel Geld- Das Finanzmagazin“ 01/2021 steht folgendes zum Thema Bitcoin:

    „Sie sollten sich von den Preisanstiegen bekannter Kryptowährungen nicht blenden lassen“, warnte nicht zuletzt die deutsche Finanzmarktaufsicht Bafin Mitte Januar. Rückschläge bis zum Totalverlust seien möglich. Auch Markus Richter von der Kölner Vermögensverwaltung Portfolio Concept sagt: „Der Bitcoin ist kein Investment, sondern ein Spekulationsobjekt. Niemand weiß, ob er morgen 10.000 Dollar, 100.000 Dollar oder gar nichts wert ist“.

    Was ist der Unterschied zwischen einem Investment, also einer Geldanlage, und einem Spekulationsobjekt? Würdest du der Meinung der oben zitierten Experten zustimmen oder nicht? Würdest du persönlich Geld in Bitcoins investieren oder nicht? Begründe deine Meinung. Erarbeite zu allem einen Text oder einen Artikel für eine Schülerzeitung, den du dem Klassenplenum vorstellen kannst.

Modul 4: Leihst du noch oder sparst du schon?