Modul 1: Das muss ich haben! Werbung und Konsum

Baustein 7: Tricks und Irreführung in der Werbung

Zielgruppe: Sek. I, Außenaktivität 1 ab Klasse 7, Rest Klasse 8 – 10

Dauer: Einführungstext mit Aufgabe: 90 Minuten; Aufgabensammlung: 45 – 90 Minuten je nach Umfang der Auswahl (Nr. 1, 2 und 4 eignen sich aber auch gut als Hausaufgaben); Außenaktivitäten jeweils 90 Minuten plus Vor- und Nachbereitung; Aktivität „Jugend testet“ ohne Zeitangabe, da sehr variabel gestaltbar

Materialien, Methoden: Einführungstext mit Aufgabe, Partnerarbeit mit anschließender Präsentation und Reflektion in der Klasse; 2 Vorschläge für Außenaktivitäten sowie Projekt „Jugend testet“, Aufgabensammlung (Stillarbeit oder Partnerarbeit, Diskussion Aufgabe 3 im Plenum)

Schulfächer: Deutsch, Ethik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaft-Arbeit-Technik

Einführungstext für die Schülerinnen und Schüler

Ein klassischer Trick: Oft werden die Vorteile eines Produkts groß in Szene gesetzt. Nachteile werden dagegen so klein abgebildet, dass sie kaum wahrgenommen werden. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das Smartphone oder Tablet, das „…nur 1 €“ kosten soll, tatsächlich aber weitaus größere Kosten auslöst. Um das zu erkennen, müssen allerdings das Kleingedruckte gelesen, verstanden und die dort benannten Kostenfaktoren berechnet werden- doch das macht Mühe, und unser Gehirn arbeitet gerne im Sparmodus.

Auch das Wort „Flatrate“ hält nicht immer, was die Handy-Werbung verspricht. Immer wieder schränkt das Kleingedruckte das „Flatrate“-Angebot doch wieder ein und führt zu hohen Folgekosten. Beispiel: Bei manchen Flatrates ist nur das Telefonieren im Festnetz und dem eigenen Mobilnetz inklusive, Telefonate in andere Mobilnetze oder Auslandstelefonate sind nicht mit eingeschlossen. Und manchmal gilt bei Verträgen ein günstiger Handy-Tarif nur in den ersten Monaten, danach wird es teurer. Nehmen wir das wahr?

Die Worte „Rabatt“, „Aktion“ oder „Sonderangebot“ (gerne auch mit orangener oder roter Neonfarbe unterlegt) führen oft buchstäblich dazu, dass die Verbraucher gar nicht mehr nachdenken und blind glauben, dass der so beworbene Artikel tatsächlich billiger ist und unbedingt sofort gekauft werden muss. Der Mensch meint, ein „Schnäppchen“ machen zu können, das es vielleicht bald nicht mehr gibt. Tatsächlich sind diese Artikel aber gar nicht immer billiger, in Einzelfällen sogar deutlich teurer! Dazu gibt es verblüffende Experimente, nachzulesen z.B. bei: https://www.deutschlandfunk.de/sonderangebote-schalten-verstand-aus.1148.de.html?dram:article_id=180479

Sogenannte Mogelpackungen enthalten oft weit weniger Inhalt als die Verpackung vermuten lässt. Große Verpackungen enthalten nämlich nicht immer auch viel Inhalt! Hersteller reduzieren auch manchmal die Inhaltsmenge, ohne die Verpackung entsprechend mit zu verkleinern, das ist dann eine verdeckte Preisreduzierung. Foodwatch lässt Verbraucher jedes Jahr den „Goldenen Windbeutel“ wählen, auch manche Verbraucherzentralen küren regelmäßig die Mogelpackung des Jahres.

Und nicht jedes Lebensmittel ist so gesund, wie die Verpackung es vermuten lässt: Da sind eine schöne grüne Wiese, ein Bauernhof und glückliche Tiere zu sehen, vielleicht erscheint auch noch die Bezeichnung „Natur“ oder „sorgfältig ausgewählt“. Verbraucherinnen assoziieren damit automatisch ein naturbelassenes und gesundes Produkt, aber ist das auch wirklich immer der Fall?

Aufgabensammlung und Außenaktivität

Aufgabe in Partnerarbeit:

Lest den einführenden Text sorgfältig. Sucht im Internet ein Beispiel für irreführende Werbung heraus und stellt es der Klasse vor. Überlegt dazu vorher, wie ihr das Beispiel vorführen möchtet: Über das Smartboard? Als mündlichen Vortrag? Habt Ihr andere Ideen? Dann setzt sie um. Seid ihr selbst (oder Freunde, Familienmitglieder…) schon mal irreführender Werbung begegnet? Dann beschreibt auch diese Erfahrungen. Diskutiert in der Klasse, wie eure Meinungen und Erfahrungen zum Thema „irreführende Werbung“ sind und visualisiert sie zum Beispiel an der Tafel, dem Smartboard oder mit Moderationskarten.

Außenaktivität / Exkursion 1:

Zur Vorbereitung für die Lehrkraft empfiehlt sich eine eigene Recherche dazu, welche Formen der Außenwerbung es gibt. Geeignete Suchworte dazu sind zum Beispiel Außenwerbung, Die Draußenwerber, Außenwerbung Ströer, digitale / Interaktive Außenwerbung oder Außenwerbung Möglichkeiten. In der Schule wird in Kleingruppenarbeit oder im Plenum erarbeitet, welchen Werbemitteln Verbraucher im modernen Alltag außer Haus begegnen können. Alle Werbemittel, die als „Außenwerbemittel“ gelten können (zum Beispiel Plakate, Großraumwerbung/ Werbung an Bauwerken, Leuchtreklamen, bedruckte Einkaufstüten, Logos auf Bekleidung von Passanten) werden in einer Liste zusammengestellt und dann strukturiert. Die Liste wird entweder von den SuS abgeschrieben oder von der Lehrkraft für die SuS gedruckt und kopiert. Die Schülerinnen und Schüler teilen sich in Kleingruppen auf, jede Gruppe hat eine strukturierte Liste und bestimmt, wer bei der Exkursion jeweils beobachten und wer dokumentieren soll. Die Lehrkraft geht zusammen mit den SuS zum nächstgelegenen Einkaufszentrum / zur nächstgelegenen Einkaufsstraße/ einem anderen geeigneten Ziel, an dem möglichst viel Außenwerbung beobachtet werden kann. Auf dem gesamten Weg schon von der Schule an bis ans Ziel halten die Schülerinnen und Schüler Ausschau nach Werbemitteln aller Art und notieren alle auf der mitgeführten Liste mit Strichen. Eventuell können auch Fotos gemacht werden, daraus kann dann später im Unterricht ein Plakat zusammengestellt werden.

Wer findet welche Werbemittel? Wer findet die meisten Werbemittel? Wer findet ein besonders auffälliges, neuartiges oder unerwartetes Werbemittel? Wie viele Werbemittel haben wir gefunden? Überrascht uns die Menge der gefundenen Werbemittel? Welches Werbemittel war besonders gelungen? War eine irreführende Werbung dabei? Wenn ja: Begründet diese Charakterisierung.

Nach der Rückkehr in die Schule werden die Ergebnisse präsentiert und ausgewertet. Diese Außenaktivität schärft die kritische Wahrnehmung der SuS auf praktische und damit besonders nachhaltige Art und Weise. Sie ist daher aus lernpsychologischer Sicht besonders zu empfehlen.

Alternativ kann die Suche nach Werbemitteln auch als Hausaufgabe aufgegeben werden mit Auswertung der Ergebnisse im Unterricht.

Außenaktivität / Exkursion 2:

Viele Verbraucherzentralen kann man mit der Schulklasse besuchen. Zur Vorbereitung beschäftigen die Schülerinnen und Schüler sich mit der Funktion der Verbraucherzentrale und ihren Themen. Die Schülerinnen und Schüler sammeln Fragen, die sie vor Ort stellen wollen. Alternativ wird das Thema Verbraucherzentrale im Unterricht behandelt. Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich mit einer entsprechenden Recherche als Hausaufgabe vor. Die Fragen lauten:
Was ist eine Verbraucherzentrale? Welche Aufgabe haben Verbraucherzentralen? Wer finanziert Verbraucherzentralen? Was sind die Themen von Verbraucherzentralen? Wo ist meine örtlich zuständige Verbraucherzentrale zu finden? Welche Beratungsangebote gibt es? Entstehen durch die Beratung Kosten? Wenn ja: Wie hoch sind diese Kosten?

Jugend testet

Die Stiftung Warentest bietet den jährlichen Wettbewerb „Jugend testet“ an. Welche Filzstifte halten am längsten? Welches Lernportal hat welche Stärken und Schwächen? Sind vegetarische Schnitzel gesund? In diesem Format können Schülerinnen und Schüler selbst Testreihen entwickeln, durchführen und dokumentieren. Informationen unter www.jugend-testet.de, dort können auch diverse Materialien bestellt werden.

Aufgabensammlung: Kritische Betrachtung von Werbung

  1. Recherchiert zu folgenden Fragen im Internet, fasst die Antworten in einem kurzen Text zusammen und beschreibt dabei auch eure eigenen Erfahrungen und eure Meinung. Die Aufgaben können auch an Gruppen / für Partnerarbeit verteilt werden. Die Auswahl ist dann entweder Aufgaben a – e, Aufgabe f oder Aufgabe g. Es sollen kurze Texte / Stichwortsammlungen erarbeitet werden, die dann dem Plenum vorgestellt und dort ausgewertet werden.
    1. Was ist „product placement“? Was ist Schleichwerbung?
    2. Ist Schleichwerbung verboten? Wenn ja, warum ist das so?
    3. Sucht im Internet und lest § 5 a Absatz 6 des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb (UWG). Welche Regelung findet sich dort? Prüft auch § 6 Abs. 1 Telemediengesetz und gebt deren wesentlichen Inhalt wieder.
    4. Schleichwerbung kann mit Geldbußen bis zu 50.000 € bestraft werden. Findet sie dennoch statt? Kennt Ihr Beispiele? Benennt und beschreibt die Beispiele in einem kurzen Text. Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Begründet eure eigene Meinung.
    5. Findet Ihr, dass Werbung immer als Werbung erkennbar sein muss? Oder findet Ihr das eher unwichtig? Benennt und begründet eure Meinung.
    6. Was sind cookies? Wie funktionieren sie? Welche Vorteile und Nachteile können cookies haben? Wann ist das Blockieren von cookies sinnvoll? Kann man cookies überhaupt blockieren und wie geht das konkret? Ein nützlicher Rechercheort für dieses Thema könnte zum Beispiel https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/cookies-kontrollieren-und-verwalten-11996 sein. Kannst du weitere seriöse Quellen finden und benennen?
    7. Beschreibt zwei Beispiele für digitale Werbespots oder digitale Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken. Beschreibt, wie solche Werbungen die Nutzerinnen und Nutzer beeinflussen sollen. Wie ist eure Meinung und wie sind eure Erfahrungen zu Werbung im Internet?
  2. Was ist eine „Mogelpackung“? Gibt es dafür Vorschriften? Hast du (oder ein Freund, Familienmitglied…) schon mal eine Mogelpackung gekauft und was ist deine Erfahrung dazu? Recherchiere zum Thema Mogelpackung und präsentiere dein Ergebnis.
  3. Diskutiert kontrovers über Werbung. Stimmt Ihr folgenden Aussagen zu? Begründet eure Meinung.- Werbung ist nötig, sie unterstützt das marktwirtschaftliche Geschehen
    • Werbung ist unterhaltsam
    • Werbung ist manipulativ
    • Werbung ist überwiegend informativ
    • Werbung führt den Verbraucher in die Irre
    • Werbung kann ich immer als Werbung erkennen
    • Ohne Werbung wäre unser Alltag grau und langweilig
    • Werbeverbote gefährden die Freiheit und Vielfalt der Medien
    • Werbeverbote gefährden Arbeitsplätze
    • Hinter der Forderung nach Werbeverboten oder Einschränkungen steht das Bild des unmündigen Verbrauchers, der der Lenkung „von oben“ bedarf- das ist total falsch und überflüssig
    • Werbung sollte man immer kritisch betrachten
    • Ohne Werbung kann man nicht leben
    • Werbung macht uns zu willenlosen Zombies
  4. Unabhängige Produkt-InformationenWo können wir uns über Produkte und deren Eigenschaften unabhängig informieren? Benenne fünf Informationsquellen, die du nutzen und empfehlen kannst. Bei Bedarf recherchiere dazu im Internet. Begründe jede deiner Empfehlungen.
    In welchen Fällen ist es besonders wichtig, sich vor einem Kauf / vor der Unterschrift unter einem Vertrag gründlich und unabhängig zu informieren? In welchen Fällen ist eine gründliche Information vor einem Kauf nicht ganz so wichtig und warum ist das so? Benenne jeweils zwei Beispiele und begründe deine Meinung.
Modul 1 (komplett): (pdf)
Aufgabensammlung und Außenaktivität: Download (pdf)
Modul 1: Das muss ich auch haben! Werbung und Konsum